Der Barsoi – international als Borzoi bekannt – ist ein eleganter, sensibler Windhund aus Russland. Er gilt als sanfter Familienpartner, der jedoch einen massiven Sichtjäger-Instinkt in sich trägt. Das erfordert von seinen Haltern Verständnis, Konsequenz und das richtige Management im Alltag. Im Siliena Magazin bündeln wir alles Wichtige zu Herkunft, Charakter, Erziehung, Pflege, Bewegung und Gesundheit, damit dein Barsoi im modernen Alltag entspannt, sicher und artgerecht lebt.
Die Rasse stellt besondere Anforderungen an die Ausrüstung: Stabilität für den Sprint und gleichzeitig Eleganz für das feine Windhund-Erscheinungsbild.
Inhaltsübersicht
- Herkunft & Geschichte
- Aussehen & Besonderheiten
- Charakter & Wesen
- Familienleben & Alltag
- Erziehung & Training
- Management des Jagdtriebs
- Gesundheit & typische Themen
- Pflege & Fell des Seidenwindhunds
- Ernährung & Gewicht
- Bewegung & Auslastung
- Wohnung, Stadt & Sichtjäger-Regeln
- Welpen & Anschaffung
- Für wen ist der Barsoi geeignet?
- FAQ
- Steckbrief
Herkunft & Geschichte des russischen Adels
Der Barsoi (russ. "schnell") wurde in Russland als edler Sichtjäger auf Hase, Fuchs und sogar Wölfe gezüchtet. Seine Aufgabe bestand darin, Wild auf Sicht lautlos zu verfolgen und mit Tempo sowie Ausdauer zu stellen. Die Rasse war eng mit dem russischen Adel verbunden und galt als Statussymbol. Über Adelsverbindungen gelangte die Rasse nach Westeuropa und in die USA. Bis heute prägen Eleganz, Geschwindigkeit und ein ruhiges, höfliches Auftreten den Borzoi, der im modernen Alltag meistens als loyaler Begleithund gehalten wird.

Aussehen & Besonderheiten (Kragen & Brustkorb)
Der Barsoi ist groß, schlank und auffallend elegant. Er erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 85 cm bei Rüden. Das lange Haarkleid fällt seidig bis leicht wellig und isoliert gut gegen Wetter. Viele Farben sind möglich, darunter Weiß, Creme, Gold, Grau, Schwarz und gescheckte Varianten. Der Ausdruck wirkt sanft, die Bewegung ist federnd und raumgreifend. Als Windhund besitzt er eine tiefe Brust und lange Läufe, die für Sprints ausgelegt sind.
Auffällig ist der lange, muskulöse Hals, der bei der Wahl des Zubehörs berücksichtigt werden sollte. Ein breites, perfekt sitzendes Lederhalsband ist ideal, um den Druck im Halsbereich optimal zu verteilen und die majestätische Erscheinung des Barsois zu betonen.
Charakter & Wesen: Die Mischung aus Ruhe und Jagdinstinkt
Der Barsoi hat ein zweigeteiltes Wesen: Im Haus zeigt er oft eine beeindruckende Ruhe, ist verschmust und sucht die Nähe des Menschen. Er wird auch als "Samtpfote" bezeichnet, da er selten aufdringlich ist und über eine hohe Reizschwelle verfügt.
Draußen erwacht jedoch sein Jagdinstinkt mit voller Wucht, besonders bei plötzlicher Bewegung in der Ferne (Sichtreiz). Er gilt als sensibel, höflich und gleichzeitig eigenständig denkend – typisch für Windhunde, die über weite Strecken allein Entscheidungen treffen mussten. Strenge oder laute Erziehung erzeugt Widerstand. Klare Routinen, leise Signale und verlässliche Regeln schaffen Vertrauen.

Familienleben & Alltag
Mit rücksichtsvollen Kindern, die Hundekörpergrenzen respektieren, funktioniert das Zusammenleben gut. Der Barsoi ist kein überschwänglicher Draufgänger, sondern ein sanfter Beobachter. Ein fester Ruheplatz und eine stabile, reizarme Routine erleichtert ihm das Abschalten. Hundebegegnungen gelingen meist unkompliziert aufgrund seines höflichen Wesens, er braucht jedoch Abstand zu übergriffigen Hunden.
Für städtische Umgebungen helfen planbare Routen, ruhige Parks und ein gelassener Tagesrhythmus. Unverzichtbar ist die absolute Leinenpflicht außerhalb gesicherter Bereiche, um den Jagdtrieb zu managen.
Erziehung & Training: Schlüsselwort Impulskontrolle
Barsois lernen schnell, wenn Training kurz, positiv und konsistent bleibt. Sie folgen nicht blindem Gehorsam, sondern wollen einen Sinn in der Übung sehen. Ein Fundament aus verlässlichen Grundkommandos, stabilem Rückruf und ruhiger Leinenführigkeit verhindert viele Probleme.
- Mit Impulskontrolle lässt sich Erregung zuverlässig senken. Dies ist essenziell, um den Hund dazu zu bringen, auf ein Signal zu warten, bevor er in den Sprint übergeht.
- Ausrüstung im Training: Draußen bewährt sich eine robuste Führleine aus Leder oder eine Schleppleine, bis die Rückruf-Signale auch unter Wildreizen sicher sitzen. Eine Schleppleine bietet die notwendige Kontrolle, ohne den Hund zu korrigieren.
Management des Jagdtriebs: Leine, Absicherung & Alternativen
Der Jagdtrieb des Barsois ist nicht "wegzutrainieren", sondern muss intelligent gemanagt werden. Aufgrund seiner enormen Geschwindigkeit kann er innerhalb von Sekunden außer Sichtweite sein, was ihn in Gefahr bringt.
Sicherheitsregeln für Sichtjäger
- Leinenpflicht: Außerhalb von sicher eingezäunten Gebieten herrscht Leinenpflicht. Dies schützt den Hund und das Wild.
- U-Turn: Trainiere einen schnellen "U-Turn" oder einen schnellen Richtungswechsel, der sofort belohnt wird. Dies kann eine Sekunde gewinnen, um den Hund vom Sichtreiz wegzulenken.
- Blickkontakt belohnen: Wenn dein Barsoi ein potenzielles Jagdziel (Hase, Reh) sieht und trotzdem kurz Blickkontakt zu dir aufnimmt, belohne dies mit der hochwertigsten Belohnung sofort – das ist der Schlüsselmoment der Impulskontrolle.
- Legale Alternativen: Biete Rasse-gerechte Ersatzbefriedigung. Nur so sinkt die Motivation für die Wildjagd.
Gesundheit & typische Themen
Der Borzoi gilt als leistungsfähig, hat aber rassetypische gesundheitliche Besonderheiten, die beachtet werden müssen.
- Magen-Dilatation und Volvulus (Magendrehung): Aufgrund der tiefen Brust sind Barsois anfällig für Magendrehungen. Nach dem Füttern braucht er absolute Ruhe (mindestens eine Stunde) und sollte keine wilden Sprints hinlegen. Füttern Sie am besten mehrmals täglich kleinere Portionen.
- Kardiomyopathie (DCM): Wie viele Windhunde kann auch der Barsoi von einer erblichen Form der Dilatative Kardiomyopathie (DCM, Herzerkrankung) betroffen sein. Regelmäßige kardiologische Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere im Alter, sind ratsam.
- Orthopädie: Im Wachstum ist auf die Gelenke zu achten. Sprünge und Überbelastung sollten vermieden werden. Auch im Alter profitieren Haut und Gelenke von hochwertiger Ernährung und geeigneten Ergänzungsmitteln.
Haut und Ohren profitieren von regelmäßiger Kontrolle. Zahnpflege reduziert Zahnstein und Mundgeruch. Konkrete Tipps liefert Zähne putzen beim Hund.

Pflege & Fell des Seidenwindhunds
Das lange, seidige Fell verlangt wöchentliches Bürsten, in der Haarungszeit häufiger. Das Bürsten ist nicht nur für die Schönheit wichtig, sondern auch zur Kontrolle von Parasiten und zur Stärkung der Bindung. Hinter Ohren, an Hosen und an der Rute entstehen leicht Knoten und Verfilzungen, die regelmäßig entfernt werden müssen. Baden erfolgt je nach Bedarf mit mildem Shampoo. Eine ruhige Pflegeroutine entspannt viele Barsois spürbar. Saisonale Fell- und Pfotenthemen bündelt Fellpflege im Winter.
Ernährung & Gewicht
Ein schlanker, definierter Körper ist für Windhunde essenziell für die Gesundheit und die Gelenke. Hochwertige Proteine, angepasste Energie und gut verträgliche Rezepturen helfen, Muskulatur zu erhalten. Tagesration abwiegen und Belohnungen einplanen. Futterwechsel langsam gestalten. Omega-3-Fettsäuren können Haut, Fell und die Regeneration der Muskulatur unterstützen.
Bewegung & Auslastung
Barsois benötigen tägliche Spaziergänge, um ihren normalen Bewegungsdrang zu stillen. Entscheidend sind jedoch die kontrollierten Sprints in sicher eingezäunten Bereichen. Ein Barsoi ist nicht für stundenlange Dauerläufe geeignet, sondern für kurze, intensive Geschwindigkeit. Möglichkeiten zur Befriedigung dieses Bedürfnisses sind:
- Lure Coursing: Verfolgen einer künstlichen Beute auf einer Rennbahn. Dies ist die artgerechteste und sicherste Möglichkeit, den Jagdtrieb legal auszuleben.
- Rennbahntraining: Training auf offiziellen Windhundrennbahnen.
- Mentale Arbeit: Nasenarbeit, Zielobjektsuche und ruhige Tricksequenzen bieten mentale Auslastung, ohne den Puls dauerhaft hochzutreiben.

Wohnung, Stadt & Sichtjäger-Regeln
Wohnungshaltung ist möglich, da der Barsoi im Haus sehr ruhig ist, solange Bewegung und Sprints draußen stattfinden. In der Stadt helfen breite Wege, Distanzzonen und Zeiten fernab der Rush-Hour. Ein mobiler Ruheplatz für Bahn, Aufzug und Café schafft Verlässlichkeit. Der Abschnitt zum Stadtleben gibt praktische Orientierung: Leben mit Hund in der Stadt.
Welpen & Anschaffung
Barsoi-Welpen brauchen Ruhephasen und kurze, positive Lernfenster. Sozialisierung erfolgt in kleinen Dosen mit echten Pausen. Achte im Wachstum besonders auf die Gelenke und vermeide übermäßige Sprünge. Für einen guten Start helfen die Guides Welpenerziehung und Erste Spaziergänge. Vor dem Kauf unterstützt die Welpenkauf-Checkliste bei Planung, Gesundheitsnachweisen und seriösen Züchter-Quellen.

Für wen ist der Barsoi geeignet?
- Menschen, die leise, konsequent und fair trainieren und Windhund-typische Eigenständigkeit respektieren.
- Haushalte mit Zeit für tägliche Spaziergänge und regelmäßige, sichere Sprintmöglichkeiten.
- Familien, die Ruhezonen des Hundes akzeptieren und klare Routinen haben.
- Einsteiger mit guter Anleitung, die bereit sind, Jagdtrieb-Management als Lebensaufgabe zu akzeptieren.
Weniger geeignet ist die Rasse, wenn: harte Erziehungsmethoden bevorzugt werden; nur kurze Gassi-Runden möglich sind; oder die Halter Wert auf bedingungslosen Gehorsam legen.
FAQ
Ist der Barsoi ein Anfängerhund?
Bedingt. Mit ruhiger, angeleiteter Erziehung ist es möglich. Die Windhund-typische Eigenständigkeit und der ausgeprägte Jagdtrieb erfordern jedoch sofortiges, konsequentes Management und spezielles Wissen.
Wie viel Bewegung braucht er?
Täglich mehrere Spaziergänge und regelmäßige, kurze, hochintensive Sprints in gesichertem Areal. Qualität (Sprint) ist wichtiger als Kilometer.
Verträgt sich ein Barsoi mit Katzen?
Das hängt stark vom Individuum und der Frühsozialisierung ab. Aufgrund des starken Sichtjäger-Instinkts kann eine Katze als Beute wahrgenommen werden. Frühzeitiges, kontrolliertes Training und klare Managementregeln (z.B. räumliche Trennung) sind Pflicht.

Steckbrief
Herkunft | Russland |
Größe | Rüden etwa 75–85 cm, Hündinnen etwa 68–78 cm |
Gewicht | circa 27–48 kg je nach Größe und Typ |
Lebenserwartung | ungefähr 10–12 Jahre |
Fell | lang, seidig bis leicht gewellt, wetterabweisend |
Farben | viele Varianten, einfarbig oder gescheckt |
Charakter | sanft, sensibel, eigenständig, menschenbezogen |
Bewegung | hoch, Fokus auf kontrollierten Sprints und mentaler Arbeit |
Pflege | mittel, regelmäßiges Bürsten und Knotenprävention |
Geeignet für Anfänger? | bedingt, mit Anleitung und strukturiertem Jagdtrieb-Management |
Besonderheiten | ausgeprägter Sichtjäger, anfällig für Magendrehung, benötigt sichere Freilauf-Optionen |
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